Die Kirchspiele des Kreises Labiau / Ostpreußen


Es gab 11 Kirchspiele und die Kreisstadt Labiau.


Östlich der Deime wurden in den 1930er Jahren (zumeist von 1936 bis 1938) Ortsumbenennungen vorgenommen, weil viele Namen pruzzischen bzw. litauischen Ursprungs waren, das war den damaligen Machthabern nicht genehm, man deutschte diese Namen ein, nahm diesen Orten die Identität dadurch, dass der gewachsene Name, der zumeist einen Bezug zur Landschaft oder zur Entstehung hatte, nun nicht mehr gültig war.


In der nachfolgenden Aufstellung sind die neuen Namen zuerst genannt.


Die Beschreibungen sind dem Buch „Der Kreis Labiau im Bild“ entnommen und betreffen die Zeit bis 1945, sie schildern nicht den jetzigen Zustand des Kreises.



Labiau-Stadt


Labiau mit den Ortsteilen:

Abbau westlich der Deime, Abbau östlich der Deime, Gartendorf und den Gütern Brandfelde, Bulbeckshöfchen, Neuhof, Radtkenhöfen und der Domäne Viehof:

6.527 Einwohner im Jahr 1939


Die Stadt Labiau, Kreisstadt, etwa 21° östlicher Länge und 55° nördlicher Breite gelegen, zwei Meter über Meeresspiegel, an der schiffbaren Deime in der Flussniederung, zwei km vor deren Mündung in das Kurische Haff, an der Abzweigung des Großen Friedrichsgrabens.

Labiau entstand aus einer Lischke neben der gleichnamigen Ordensburg. Diese wurde 1258 an Stelle einer Pruzzenfeste zur Sicherung gegen die Litauer errichtet (1258 Labegowe, erste urkundliche Erwähnung).

1277 wurde sie von den Schalauern, einem pruzzischen Stamm, zerstört, aber nach drei Jahren wiedererbaut. 1288 war sie Sitz eines Komturs, später eines Pflegers, der dem Komtur von Ragnit unterstellt war. Zur Ordenszeit war die Wasserburg Labiau, von der Deime und dem Schlossgraben umflossen, ein wichtiger strategischer Stützpunkt und Nachschubplatz für die Litauerkämpfe. Im Heiratsvertrag von 1526 verschrieb Herzog Albrecht Schloss und Amt Labiau seiner Gemahlin Dorothea von Dänemark als Leibgedinge. Nach 1550 hielt sich mehrfach die zweite Gemahlin des Herzogs, Anna Maria von Braunschweig, im Schlosse auf. 1642 erhielt Labiau durch den Grossen Kurfürsten das Stadtrecht. Die Lischke, eine Siedlung von Krügern, Fischern, Handwerkern und Gärtnern vor der Burg, war bereits im 13. Jahrhundert vorhanden. Ihre Bedeutung wuchs, als um 1400 die Deime als Schifffahrtsweg ausgebaut worden war. Auf ihm vollzog sich der Handel von Danzig und Elbing nach Litauen, der dem Ort allerdings keine besondere wirtschaftliche Blüte brachte.

Die gotische Pfarrkirche, eine chorlose, dreischiffige Hallenkirche, dürfte bereits in der Mitte des 14. Jahrhunderts erbaut worden sein. Am 20. November 1656 kam in Labiau der Vertrag zwischen dem Schwedenkönig Karl X. Gustav und dem Großen Kurfürsten zustande, in dem diesem die Souveränität über Preussen zugesichert wurde, die 1525 an Polen verloren gegangen war.

Im Jahre 1818 wurde Labiau Kreissitz, das Landratsamt war – wie später auch das Amtsgericht – im Schloss untergebracht.

1939 hatte die Stadt ca. 6.500 meist evangelische Einwohner. Wirtschaft und Verkehr. Dominierend waren Landwirtschaft, (Gutsbetriebe, großbäuerliche Wirtschaften, Mittel- und Kleinbetriebe – z.T. aus ehemaligen Gütern entstanden) mit Rinder-, Schweine-, Schaf- und Pferdezucht, Getreide-, Gemüse- und Kartoffelanbau. Forstwirtschaft, Wildreichtum und Jagd. An der Küste Fischfang und -verwertung.

Um den unsicheren Weg über das Kurische Haff zu vermeiden, wurden von 1679 bis 1689 der Große und der Kleine Friedrichsgraben ausgebaut, als Verbindung zwischen Deime und Memel und auch die Deime begradigt. Seit dem 19. Jahrhundert Dampfschiffahrt auf dem Kurischen Haff. Die Reichsstraße 1 nach Tilsit führte durch den Kreis Labiau.1890 wurde die Eisenbahnlinie Königsberg–Labiau–Tilsit eröffnet.



Friedrichsrode / Sussemilken


Sieben Gemeinden - Einwohner im Jahr 1939:

Eversdorf: 39

Florweg mit Wilhelmswerder: 66

Franzrode: 542

Alt-Friedrichsrode / Alt-Sussemilken: 320

Neu-Friedrichsrode / Neu-Sussemilken: 340

Karlsrode: 582

Wilhelmsrode: 184


Die zum Kirchspiel gehörenden Dörfer und Kolonien zogen sich am Timberstrom entlang. Gegenüber älteren Kirchspielen war die Einwohnerzahl gering, aber die Gründung doch berechtigt. Ursprünglich war die zuständige Kirche für diese Ortschaften Popelken, später Mehlauken. Eine Entfernung, die vor allen Dingen zur Zeit der Überschwemmungen nur unter schwierigsten Bedingungen zu überbrücken war. Daher fanden teilweise kirchliche Feiern in den Gastshäusern statt.

1901 konnte eine eigene Kirche erstellt werden, für deren Bau Mittel aus einem Fond anläßlich des 22-jährigen Bestehens des Königreiches Preußen in Höhe von 30.000 Mark bereit standen. Der Kaiser spendete einen ansehnlichen Betrag von 14.500 Mark dazu. Wegen des schwankenden Baugrundes errichtete man eine Holzkirche – die einzige im Kreis Labiau –, die dann aber 1929 ein Pfannendach erhalten hat. Etwa zu dieser Zeit wurde aus Spenden der Einwohner ein Kriegerdenkmal gegenüber der Kirche errichtet, zu dessen Einweihung die ganze Bevölkerung und Soldaten aus naheliegenden Garnisonen zugegen waren.

Ein reges, geselliges Leben – bedingt durch die bestehenden Vereine wie Kriegerverein, Vaterländischer Frauenverein (später DRK), Feuerwehr usw. – fand in den reichlich vorhandenen Gaststätten statt. Alleine Friedrichsrode hatte drei Säle.

Das gesamte Kirchspiel hatte Moorstruktur mit landwirtschaftlicher Nutzung wie Wiesen, Weiden, Kartoffel- und Gemüseanbau, natürlich die dazu gehörende Rindvieh- und Schweinezucht und Federvieh.

Der Hauptarbeitgeber war die Staatliche Moorverwaltung in Eversdorf. Ödland und Hochmoor wurden urbar gemacht und sorgten so für die Vergrößerung der landwirtschaftlichen Anbaufläche. Der Deichverband spielte eine hervorragende Rolle bei der Eindeichung des Timber-Flusses. Durch die Regulierung des Flusses konnte dem sogenannten berüchtigten "Schaktarp" (Überschwemmung ohne tragendes Eis) im Herbst und Frühjahr Einhalt geboten werden, der Jahr für Jahr dafür sorgte, daß das Kirchspiel von der Aussenwelt abgeschlossen war. Pumpstationen und Schleusen, alle in den 1930er Jahren vom RAD gebaut, sorgten dafür, dass der Schaktarp nun endlich der Vergangenheit angehörte.



Gilge


Vier Gemeinden - Einwohner im Jahr 1939:

Gilge mit Försterei Gilge: 1.154

Elchwerder / Nemonien: 1.000

Marienbruch: 122

Forstgutsbezirk Tawellenbruch / Tawellninken mit Försterei Marienbruch: 29


Das Kirchspiel Gilge war das nördlichste des Kreises. Bis 1710 mussten die Gilger über das Kurische Haff nach Labiau zur Kirche fahren. Die erste Kirche war ein Fachwerkbau, hatte weißes Gestühl, einen Taufengel und viele Figuren auf dem Gottestisch. Die neue Kirche wurde 1840 aus Ziegeln im neugotischen Stil erbaut, sie hatte keinen Turm und nur eine Glocke, die zweite ruhte auf dem Grund des Haffes. Nach alten Chroniken waren für die im Bau befindliche Kirche ursprünglich zwei Glocken vorgesehen. Bei dem Transport dieser Glocken per Schiff über das Haff gerieten die Männer in einen Sturm. Um nicht zu kentern, wurde eine Glocke ins Wasser geworfen, dabei ertrank auch einer der Männer. Er wurde später geborgen und an der Kirche begraben. Das Innere der neuen Kirche machte fast einen nüchternen Eindruck. Emporen laufen rings herum, außer an der Ostwand. In der Altarnische steht ein Kanzelaltar, der noch einige Holzfiguren aus der ersten Gilger Kirche besitzt.  

Der Verkehr spielte sich größtenteils auf den Wasserstraßen und auf dem Haff ab. Erst 1927 erhielt Gilge eine feste Straßenverbindung nach Elchwerder / Nemonien.

Gilge und auch Nemonien waren nicht nur wohlhabende Fischerdörfer, sondern auch beliebte Ausflugsziele wegen ihrer malerischen Dorfkulisse. Die Gasthäuser Adomeit in Gilge und der Elchkrug in Nemonien waren legendär und weit über die Grenzen des Kreises bekannt. Der Heimatdichter Leo Guttmann stammte aus Gilge.



Groß Baum


Sechs Gemeinden - Einwohner im Jahr 1939:

Burgsdorf mit den Ortsteilen Kl-Burgsdorf / Petruschkehmen und Schönwalde: 281

Eichenrode / Schargillen mit den Förstereien Eichenrode und Böhmswalde: 404

Groß Baum mit dem Forstamt Neu Sternberg und den Förstereien Birkenhöfen / Berschgirren, Groß Baum, Ottergrund / Schwentoje und Wasgien: 927

Hagenwalde / Skroblienen: 147

Pogarben / Pogarblauken: 72

Schanzkrug / Schanzell mit dem Ortsteil Neu-Schanzkrug / Kallweningken und Försterei Schanzkrug: 167


Das Kirchspiel Groß Baum verdankt seine Entstehung der Tatsache, dass die Ausdehnung des Kirchspiels Laukischken zu groß war, um die Bevölkerung kirchlich zu erfassen und zu betreuen. Doch dieses junge Kirchspiel wollte nun auch eine eigene Kirche haben. Man begann im Jahre 1923 und wählte als Kirchdorf das alte Pruzzendorf Augstagirren, das bedeutet: Hochwald. Man hatte Geld gesammelt, und die Pläne zum Bau waren gezeichnet. Aber da machte die Inflation einen Strich durch die Rechnung, und das Kapital schmolz erschreckend zusammen. Aber man ging trotzdem mutig an den Bau heran, einheimische Baumeister gingen an die Arbeit und schufen einen Bau mit 350 Sitzplätzen nach den Entwürfen von Professor Lahrs.

Mühsam wurden die Granitblöcke zugehauen und mit ausgezeichnetem Verständnis in die Wände eingefügt, so daß das Ganze wie eine kleine Burg wirkte. Die Kirche hatte eine Altarnische, eine Nordempore mit runden Fenstern und einen Kanzelaltar. Auch ein Harmonium wurde angeschafft. 1926 konnte die Einweihung erfolgen. Der etwas später errichtete Turm fügte sich harmonisch dem Kichenbau an. Daneben steht noch ein schönes Pfarrhaus. Wer auf der belebten Straße Labiau–Liebenfelde / Mehlauken an dem Kirchlein vorbeifuhr, erfreute sich an dessen Schönheit, die durch den gepflegten Vorplatz noch mehr gewann.

Groß Baum, das frühere Augstagiren, wird uns auch schon in einer Urkunde aus dem jahre 1302 genannt. Der Hochmeister gab damals dem getreuen Leylla von Nadrauen zwei Haken Land. Auch aus späteren Jahren sind uns noch Verleihungsurkunden bekannt, die beweisen, dass Groß Baum damals schon eine große landwirtschaftliche Fläche besaß. Zu Groß Baum gehörte das bekannte Forstamt Neu-Sternberg.



Groß Legitten


14 Gemeinden - Einwohner im Jahr 1939:

Goltzhausen mit dem Ortsteil Neu Bärwalde: 107

Groß Droosden mit den Ortsteilen Neu-Droosden, Klein Droosden, Groß Sittkeim, Meyken, Seith, Spätsrode und Zeith: 591

Groß Legitten mit den Ortsteilen Adl.-Legitten, Friedlacken, Kuth und Försterei Grünwalde: 483

Kampken mit den Ortsteilen Kampkenhöfen, Damm, Taktau und Fischer Taktau: 214

Kapstücken mit den Ortsteilen Adl. Wissritten und Reißdorf: 183

Lablacken mit den Ortsteilen Annenhof, Marienhof und Steinau: 575

Lindenau mit dem Ortsteil Klein Sittkeim: 198

Moritten: 189

Possritten: 137

Pronitten mit den Ortsteilen Jäger-Taktau, Kl. Pronitten / Schleppecken und Löbertshof: 732

Schakaulack mit den Ortsteilen Needau und Poparten und Forstgrundstück Damerau: 279

Scharlack mit den Ortsteilen Klein-Scharlack und Groß Scharlack: 294

Theut mit den Ortsteilen Christoplacken und Zanderlacken: 213

Willmanns mit dem Ortsteil Julienhöh: 127


Dicht an der Straße von Königsberg nach Tilsit steht die Kirche von Legitten, auch sie stammt aus der Ritterordenszeit. Die älteste Urkunde datierte aus dem Jahre 1337, im Jahre 1467 wurde eine Begräbnisbruderschaft und ein Altar gestiftet. Das alte Meßbuch war noch vorhanden. 1525 wurde die Kirche evangelisch. Im Jahre 1541 mußte alles überflüssige Kirchensilber an den Herzog von Preußen abgeliefert werden. Ein stattliches Kruzifix, eine Holzschnitzarbeit, hing an der Triumpfbogenwand, entstanden um 1500. Der Altaraufbau stammte von dem Bildhauer Isaak Riga aus Königsberg, eine Arbeit auf dem Jahre 1690/98. Im Jahre 1650 stifteten die Gutsherren v.d. Trenck, v. Kospoth und v. Götz der Kirche einen großen vergoldeten Pokal. Im Jahre 1772 schlug der Blitz in den Turm und ließ das ganze Kirchendach in Flammen aufgehen. Aber die kräftigen Gewölbe hielten stand. Seitdem trug das Kirchenschiff und der Turm das Doppeldach, das der Kirche ein behäbiges Ausehen gab.

Im Schatten der Kirche lag das bescheidene Grab der Jenny von Gustedt, einer Tochter des Königs Jerome von Westfalen, geborene von Pappenheim, die als junges Mädchen in Weimar Goethes Zuneigung gewann und die auch in Lablacken lebte und dort starb.

Legitten ist eine sehr alte Siedlung. Bei Bauarbeiten fand man Skelette von Kriegern, es müssen nach den gefundenen Grabbeigaben Goten gewesen sein, die man dort begraben hat, wo sie im Kampf gefallen waren.

Zwischen Legitten und Schakaulack erstreckte sich ein "Heiliger Wald" der Pruzzen. Um dem Volke jede Erinnerung an ihre alten Götter zu nehmen, holzte man diesen Wald am Ende des 14. Jahrhunderts ab und baute aus den Stämmen die erste Kirche.

Pronitten war der größte Ort dieses Gebietes, dort lag auch der Bahnhof. Der lebhafte Ort hatte ein Manufaktur- und Schuhgeschäft, eine Schlosserei und zwei Mühlen, zwei Gasthäuser und eine Schwesternstation. In diesem Gebiet befanden sich die größten Güter des Kreises. Die beiden Güter Groß Droosden und Meyken, im Besitz der Familie von Spaeth, und das Gut Jäger-Taktau, im Besitz der Familie Zerrath, waren hervorragende Zuchtbetriebe des schwarz-bunten Herdbuchviehs und waren über die Grenzen der Provinz bekannt. In Goltzhausen (Bielkenfeld) wurde 1843 Colmar von der Goltz-Pascha geboren, der Feldmarschall zweier Königreiche. Weitere Güter im Kirchspiel Legitten: Adl. Legitten, Kuth und Friedlacken; Fischer-Taktau, Annenhof, Steinau und Marienhof; Groß- und Klein Scharlack, war anerkanntes Lehrgut und Saatzuchtbetrieb; Schakaulack war Jahrhunderte lang im Besitz der Familie von der Trenck und Christoplacken.



Hohenbruch / Lauknen


13 Gemeinden - Einwohner im Jahr 1939:

Elchtal: 216

Julienbruch: 160

Hohenbruch / Lauknen: 1.137

Königgrätz: 359

Langendorf mit Klein Langendorf / Mauschern: 452

Moorfelde / Kupstienen: 36

Neubruch: 120

Schenkendorf: 556

Sadowa: 169

Welmdeich / Petricken: 316

Wiepenbruch / Neu-Heidlauken: 64

Wiepenheide / Alt-Heidlauken: 442

Timber: 586


Abseits der Hauptverkehrsstraßen im Kreise lag das Kirchspiel Hohenbruch. Man erreichte es auf dem Landwege über die Straße Liebenfelde / Mehlauken–Seckenburg, die über 10 km durch den Wald führte. Der Landweg von Labiau über Friedrichsrode / Sussemilken war nur im Sommer oder bei guter Schlittenbahn im Winter zu empfehlen. Ein Genuß und eine rechte Erholung aber war die Dampferfahrt mit der "Fina". Wenn das Schiffchen durch den großen Friedrichsgraben und den Nemonienstrom ruhig seine Bahn zog und die wechselnden Landschaftsbilder vorbeizogen, dann spürte man die Ruhe und Geborgenhait, die über diesem Landstrich lag. In Schenkendorf musste man aussteigen und gelangte nach einem Fußmarsch von 2 km nach Hohenbruch / Lauknen. Wenn man jedoch den Landweg wählte, winkte schon aus der Ferne der Kirchturm der neuen Kirche, die um 1905 entstanden ist.

Es ist ein massiver Ziegelbau mit einem seitlich gestellten Turm mit einem Satteldach und Dachreiter. Der Altaraufsatz hatte die Form eines Kreuzaltars. Der erste Kirchenbau, der um 1840 errichtet wurde, war eine Rundkirche aus Holz. Ein Kranz von Linden umgab sie. Dieser Lindenplatz war noch vorhanden, und es wurden dort noch Missionsfeste abgehalten.

Ob das Gebiet schon vor der Ordenszeit bewohnt war oder ob erst der Orden in diesem Gebiet Siedler ansetzte, läßt sich nicht nachweisen. Doch erscheint es ziemlich sicher, dass es das Dorf Lauknen schon im 14. Jahrhundert gab. Im Jahre 1446 bittet Matthes von Gründen den Hochmeister, ihm die Laukne zur Fischerei zu geben. Er erhielt die Fischereirechte und kann ebenso wie die Ordensfischer dort fischen.

Zum Kirchspiel Hohenbruch gehörte das Große Moosbruch, ein Moorgebiet von einzigartiger Schönheit.

In den Dörfern, die zumeist langgestreckt an den Flußufern lagen, herrschte ein reges Leben und Treiben.

In Schenkendorf gab es das weitbekannte Gasthaus Schipporeit, in Timber den Timberkrug. Lauknen verfügte über mehrere Gasthäuser vielerlei Geschäfte und eine Jugendherberge.



Kaimen /  Kaymen / Caymen


17 Gemeinden - Einwohner im Jahr 1939:

Blöcken: 160

Bothenen mit den Ortsteilen Wilditten und Lautkeim: 279

Duhnau mit dem Ortsteil Legehnen: 132

Kadgiehnen: 90

Kaimen / Kaymen mit dem Ortsteil Kirche Kaimen: 364

Lethenen: 101

Mettkeim: 361

Nautzken: 235

Schulkeim: 110

Sellwethen mit den Ortsteilen Wulfshöfen und Perkappen: 369

Senseln mit den Ortsteilen Bendiesen und Wangen: 189

Sergitten mit dem Ortsteil Zandersdorf: 179

Sielkeim: 252

Stenken mit dem Ortsteil Sarkenkrug: 170

Thiemsdorf mit den Ortsteilen Adl. Schwesternhof, Luisenfelde und Vorwerk Greiben: 252

Wachsnicken: 151

Wanghusen mit den Ortsteilen Forstamt Greiben und den Förstereien Gaue, Eichenhorst, Neu-Sielkeim und Rosenwalde: 208


Dieses Kirchspiel mit seinen großbäuerlichen Wirtschaften wurde ausschließlich von der Landwirtschaft beherrscht.

Schon ehe der Orden das Gebiet eroberte, was das Land um Kaimen (Caymen) reich besiedelt. Im Dorfe Caymen hatten die Pruzzen eine Burg errichtet, die vom Ritterorden erobert wurde. An der selben Stelle erbaute der Orden eine feste Burg, deren Reste noch in einem Seitenflügel vorhanden waren. Auf den Fundamenten der alten Burg wurde das Gutshaus der Domäne Kaimen (Staatsgut) erbaut. 1258 wird Caymen zuerst in einem Vertrag erwähnt, und schon im Jahre 1320 wird ein Pfarrer von Caymen genannt. Es muss zu diesem Zeitpunkt schon eine Kirche gegeben haben. Der Ritterorden stellte sie in den "Heiligen Wald" der Pruzzen, der sich von Kaimen nch Bothenen hin erstreckte, um dem Götzendienst ein Ende zu bereiten. Daher steht die Kirche auch näher bei Bothenen als bei Kaimen.

Caymen wurde durch den Bauernaufstand 1525 bekannt, in dem der Müller von Caymen eine Rolle spielte.

Wenn auch der Ort Kaimen der geschichtliche Mittelpunkt dieses Gebietes war, so tendierte das wirtschaftliche Leben doch mehr und mehr nach dem Orte Nautzken, der als Bahnstation eine An- und Verkaufsgenossenschaft beherbergte. Dort befand sich auch das Postamt und eine Molkereigenossenschaft. Zahlreiche Milchautos und Milchwagen kamen aus allen Himmelsrichtungen hierher. Die Erzeugnisse der Molkerei genossen einen guten Ruf.

Den Kaimer Bezirk belieferte der Greibener Forst mit Bau- und Brennholz. In der Schneidemühle Bense, Kirche-Kaimen, wurde es hergerichtet. Privatwaldungen waren nur in kleineren Flächen vorhanden.

Die Ordenskirche beherbergte manche wertvolle Schnitzarbeit und manches Gemälde am Altar und an den Emporen. Ein großer Friedhof mit alten Bäumen umgab die Kirche. Hier lagen die Erb- und Familienbegräbnisse der alteingesessenen Bauerngeschlechter, neben ihnen ruhten nach ihrer treuen Arbeit auf den Höfen, die Deputanten und Arbeiter mit ihren Familien. Es herrschte ein reges kirchliches Leben, die beiden letzten Pfarrer hießen Thulke und Quandt. An manchen Sonn- und Feiertagen vermochten die Abstellplätze an Kirche und Gasthaus die schmucken Wagen, bespannt mit edlen, selbstgezüchteten Pferden, nicht zu fassen.

Auch eine rege Geselligkeit wurde gepflegt. Da waren die Feste der Ressource (Geselliger Verein), des Kriegervereins und des Vaterländischen Vereins Höhepunkte des Jahres. Bauernhochzeiten mit fünfzehn bis zwanzig Landauern und Kutschen waren keine Seltenheit.



Labiau-Land


12 Gemeinden - Einwohner im Jahr 1939:

Deimemünde / Peldschen / Peldszen: 30

Deimetal / Stellienen: 106

Friedrichsburg mit den Ortsteilen Groß-Bärwalde, Klein-Bärwalde, Adl.-Bärwalde, Gr.-Ernstburg, Ottoburg und Thegenwalde: 334

Goldberg / Pareyken mit den Ortsteilen Adl.-Gründen, Gründenhof / Grüblauken und Westenhöfen: 386

Groß Pöppeln mit den Ortsteilen Försterei Klein-Pöppeln, Imbärwalde und Klein Bärwalde: 202

Haffwinkel / Labagienen: 542

Hallenau / Pustlauken mit Neu- und Alt-Pustlauken: 135

Hindenburg / Friedrichsgraben I mit den Ortsteilen Grabenhof und Försterei Haffwerder: 1.213

Kreuzweg mit dem Ortsteil Klein Kreuzweg / Jourlauken, Glückshöfen und Eichwalde: 224

Reiken / Reikeninken mit dem Ortsteil Klein Reiken: 137

Rinderort: 636

Rothöfen / Rüdlauken mit den Ortsteilen Steinfeld und Waldhausen: 126


Als schmaler Streifen erstreckt sich das Kirchspiel Labiau-Land von Rinderort im Norden bis Friedrichsburg an der Deime im Süden. Zu ihm gehören die reinen Fischerdörfer am Haff, die Wiesendörfer an der Deime und mehrere große Güter. Wahrlich, ein bunteres Landschaftsbild konnte es kaum geben – vom feuchten Moor über saftige Wiesen zum fruchtbaren Ackerland.

Als einziges Waldstück dazwischen liegt der Pöppeler Forst, der zum Forstamt Erlenwald gehörte. Der Diluvialrücken an der westlichen Deimemündung trug die großen Fischerdörfer Rinderort und Haffwinkel. In Rinderort zeigte ein Leuchtturm den Fischern den Heimweg vom Haff. An dem schilfigen Ufer lagen die Kähne vertäut, während ein Stück auf dem Haff hinauf die schweren Keitelkähne schaukelten. Die Fischer flickten an ihren Netzen, standen Pfeife rauchend beieinander und besprachen die Fänge. Andere fuhren mit Holzkarren ihre Fische nach Hause. Der Geruch von Teer und Fisch durchzog die Dorfstraße. Von Geschlecht zu Geschlecht vererbte sich der Beruf des Vaters, und Fischerkinder heirateten Fischerkinder, wovon die vielen gleichen Namen zeugten.

Bei der Försterei Pöppeln lag eine ehemalige pruzzische Fliehburg, deren mäßig tiefer, längst trockener Graben zu sehen war, die im Volksmund "Schwedenschanze" hieß. Bei dem Dorfe Pöppeln führte eine Fähre über die Deime, da das Ufer hier fest war. Das daneben gelegene Gasthaus Schlicht war ein beliebtes Ausflugsziel der Labiauer. Das Steilufer der rechten Deimeseite beherrschte einst eine Pruzzenburg. Rektor Zimmermann vermutet, daß die Samen von dieser Stelle aus das Laukischker Dreieck besiedelt haben.

Güter im Kirchspiel Labiau-Land: Groß Bärwalde und Friedrichsburg (gehörten der Familie von Knobloch).



Laukischken


21 Gemeinden - Einwohner im Jahr 1939:

Alt-Gertlauken mit den Ortsteilen Gr.-Gertlauken, Kolonie Gertlauken,

Kl.-Gertlauken, Forstamt Gertlauken und Försterei Gertlauken: 788

Bartelshöfen / Bartuschen mit den Ortsteilen, Groß Mühlwalde und

Groß Wanneggen: 107

Deimehöh / Dedawe mit den Ortsteilen Rathswalde und Försterei Kl.-Fließ: 213

Eichenberg mit den Ortsteilen Preußenberg, Gr.-Schmerberg, Kol. Heidenberg und Försterei Steingrenz: 220

Heiligenhain / Geidlauken mit Kolonie Friedrichsfelde: 381

Hirschdorf / Leischen mit Kl. Hirschdorf / Neu Kirschnabeck: 163

Jorksdorf mit Ortsteil Kolonie Rudlauken: 391

Kirschbeck / Alt Kirschnabeck: 163

Kirschkeim / Groß-Kirschnakeim mit Mühle Kirschkeim: 136

Krakau: 388

Laukischken mit den Ortsteilen Adl. Paddeim, Kl. Mühlwalde, Powangen

und Kl. Wanneggen: 824

Mauern / Permauern mit der Försterei Mauern: 355

Neuenrode / Luknojen: 81

Perdollen: 159

Peremtienen mit den Förstereien Müllershorst und Peremtienen: 165

Rotenfeld / Gr. Rudlauken mit dem Ortsteil Meißnershof / Dwielen: 229

Schlicken / Schelecken mit den Ortsteilen Medlauken, Meyerhof und Tuttenberg: 376

Steindorf mit den Ortsteilen Gr. Steindorf, Kl. Steindorf und Steinrode / Skrudienen: 212

Waldwinkel / Kelladden mit Neu-Holland und Klein-Waldwinkel / Scherschantinnen: 666

Erlenwald / Kl. Naujok mit den Förstereien Hindenburg, Schönbruch und Lenkhügel: 41

Pfeil / Elchwald - Forstamt Pfeil und den Förstereien Franzrode / Laukwargen, Neuenrode, Grabenwald / Juwendt, Waldwinkel / Scherschantinnen, Wildhügel / Schweizut und den Torfwerken Agilla: 82


Das Kirchspiel Laukischken nahm den größten Teil des Landes ein, das sich von der Deime aus zum "Großen Baumwald" erstreckte. Rathswalde und Waldwinkel / Kelladden waren die äußersten Punkte dieses alten Kulturbodens, der schon vor der Ankunft des Ordens von Preußen besiedelt wurde. Urkundlich wird Laukischken 1258 zum ersten Male erwähnt.

Einen wirtschaftlichen Mittelpunkt gab es in diesem Gebiet eigentlich kaum, da die Stadt Labiau zu nahe lag. Das Dorf Laukischken war durch Geschäfte und die Molkerei der wirtschaftliche Mittelpunkt, aber es fehlte ihm der Bahnhof, der zuerst in Schlicken / Schelecken und dann in Mauern lag. Die Ordensburg und später das Gut hatten seit der Ordenszeit das Gesicht dieses Dorfes geprägt. Es gehörte der Familie von Bieberstein.

Die großen Wälder an den Grenzen des Kirchspiels waren zu allen Zeiten beliebte Reviere der Jagdbeflissenen, ob fürstlicher oder bürgerlicher Herkunft.

Die älteste Handfeste von Laukischken ist eine Merkwürdigkeit, sie ist nämlich einer Frau ausgestellt, "der Beate, Johans Hausfraw". Sie war sicherlich die Witwe des Johans, der dem Orden treu gedient hatte, sie erhält in dieser Handfeste einen Teil des Landes und den Krug für sich und ihre Kinder neu verschrieben, als das Land um Laukischken vom Orden aufgeteilt wurde. Jedenfalls ist Laukischken eine alte pruzzische Siedlung. Im 14. Jahrhundert ist es ein Dorf mit Bauern, Freien und Kölmern. Es war der Mittelpunkt des östlich der Deime gelegenen Samlandes. 1945 diente das Gut Laukischken dem Kaiser-Wilhelm-Institut als Saatzuchtbetrieb.

Das gut Paddeim wird auch schon 1336 erwähnt, der Hochmeister verleiht drei getreuen Pruzzen einige Hufen Land, das sie durch Roden des Waldes vergrößern können. Paddeim heißt auf pruzzisch "Ort an der Deime" Das Gut gehörte der Familie Steinke.

Die Kirche wurde im I. Weltkrieg  schwer beschädigt, doch wurde sie fast neu aufgebaut. Eine Kapelle war dort schon vor der Reformation vorhanden, sie muß aber klein gewesen sein und war vermutlich aus Holz gebaut. Auch die zweite Kirche, die man 1607 erbaute, ist nicht mehr da, sie stand vor der jetzigen Kirche auf dem Friedhof. Wird dort ein Grab ausgehoben, stößt man auf die alten Fundamente. Die letzte Kirche wurde 1738 erbaut. Es war eine schlichte Saalkirche, doch wirkte ihr Raum wohltuend harmonisch. Als man den bei der Beschießung im ersten Weltkrieg heruntergefallenen Turmknopf öfffnete, fand man darin alte Urkunden. Es war eine alte Messing-Taufschale aus dem Jahre 1668 vorhanden. Der einzige Zeuge aus mittelalterlicher Zeit ist ein Weihwasserstein, der zuletzt im Pfarrgarten stand. An dieser Kirche wirkte Pfarrer Portatius, dessen Ehefrau später „Ännchen von Tharau“ wurde. Sie hat in Laukischken zusammen mit ihrem Mann gelebt. Das alte Pfarrhaus hat 1991 noch gestanden, ist aber inzwischen abgerissen. Das neue Pfarrhaus steht noch. Einst war das Gebiet dieses Kirchspiels viel größer, es umfaßte auch das Gebiet der Kirchspiele Groß Baum, Liebenfelde / Mehlauken und Markthausen / Popelken.

Große Teile des Kreises Labiau gehörten zum Elchwald. Im Kirchspiel Laukischken lag das bedeutende Forstamt Pfeil, in dem der Elchjägermeister Kramer seinen Sitz hatte.

Weitere Güter im Kirchspiel Laukischken: Dedawe, Rathswalde, Groß Mühlwalde und Wanneggen, Meyerhof, Schlicken und Tuttenberg.



Liebenfelde / Mehlauken


15 Gemeinden - Einwohner im Jahr 1936:

Auerwalde: 134

Erlenfließ / Elxnupönen mit dem Ortsteil Neuendorf: 336

Ehlertfelde / Abschruten: 153

Heiderode / Schillgallen: 92

Kornfelde / Schmilgienen mit den Ortsteilen Bünden / Paschwirgsten und Forstreutershof / Kermuschienen: 150

Kornhöfen / Schaudienen mit dem Ortsteil Karklinnen: 103

Liebenfelde / Mehlauken mit den Ortsteilen Alexen, Alt-Löwenthal, Gut Sternberg, Neu-Löwenthal, Friedrichsmühle / Luschninken, Kunzenrode,

Forstamt Alt Sternberg und Försterei Grotfeld: 3.545

Lindenhorst / Minchenwalde mit Försterei Minchenwalde / Lindenhorst: 532

Mühlenau / Uschballen / Uszballen mit Ortsteil Borehlen: 276

Neuwiese / Schaltischledimmen mit Försterei Neuwiese: 555

Panzerfelde / Panzerlauken: 138

Plicken: 101

Timberhafen / Piplin mit Försterei Schmallenberg: 239

Forstgutsbezirk Liebenfelde / Mehlauken mit den Ortsteilen Kl.-Erlenfließ, Löwenberg, Siedlung Auerwalde und den Förstereien Auerwalde, Escherwald, Plicken, Eiche / Domschin: 367


Dieses Gebiet gehörte ursprünglich zu Markthausen / Popelken, es liegt etwa 30 km von Labiau entfernt, so dass sich hier ein wirtschaftliches Zentrum bilden konnte. Der gute, fruchtbare Boden gab einer mittel- und kleinbäuerlichen Bevölkerung ausreichendes Einkommen.

Der älteste Bericht über das Gebiet stammt aus dem Jahre 1384. Da schickt der Komtur von Labiau an den Ordensmarschall einen Wegebericht für eine Kriegsreise, den er zuvor durch zwei Ordensknechte hat auskundschaften lassen. Der beschriebene Weg führte durch eine unbewohnte Wildnis, die darin genannten Flüsse, heute kleine Bächlein, waren wohl damals breite Gewässer. Dieses Gebiet, ehemals von Pruzzen bewohnt, ist während der Eroberung von Nadrauen durch die Kriegswiren verödet. Östlich von Laukischken erstreckte sich eine Wildnis, die bis zur Memel reichte.

Wie ein Stück Italien weht es einen an, wenn man von weitem die Kirche, einen basilikaähnlichen Bau, und den alleinstehenden Glockenturm betrachtet. Tatsächlich war dieser Eindruck auch vom Begründer der Kirche beabsichtigt. König Friedrich Wilhelm III., der hier in Mehlauken auf der Flucht vor Napoleon gewesen war, stiftete das Geld zu diesem Bau, damit wollte er Gott für seine Hilfe danken. Eine ähnliche Kirche hatte er schon in Potsdam errichten lassen (Friedenskirche Potsdam). Gewünscht hatten sich die Mehlauker schon lange eine Kirche, denn der Weg nach Popelken war weit. Aber erst 1843/46 konnte der Bau ausgeführt werden.

So sehr schon das Äußere dieser Kirche überraschte, so noch mehr das Innere. Es ist ein heller Feierraum, mit Säulen umgeben, ein halbdunkler, runder Altarraum schließt sich an, an dessen Wand sich Bilder von Christus und den Aposteln hinziehen. Als ein wertvolles Erinnerungsstück besaß die Kirche eine Altarbibel mit Kupferdruck, die der König Friedrich Wilhelm IV. mit eigenhändiger Widmung im Jahre 1847 gestiftet hatte.

An der Landwirtschaftsschule amtierte als Direktor der Oberlandwirtschaftsrat Walter Gernhöfer, der später der 1. Kreisvertreter unserer Kreisgemeinschaft wurde. Es gab ein Postamt, zwei Ärzte, zwei Zahnärzte, Apotheke, Amtsgericht, Genossenschaftsmolkerei, zwei Schneidemühlen, zwei Uhrmacher, drei Schmiede, zwei Schlosser, eine Fabrik für Fassspunde, eine Bleistiftfabrik, drei Manufakturwarengeschäfte, 10 Gasthäuser, darunter drei Hotels, drei Autoreparaturwerkstätten, eine Jugendherberge und den Bahnhof.



Ludendorff


Zwei Gemeinden - Einwohner im Jahr 1936:

Haffwerder / Agilla: 898

Ludendorff / Friedrichsgraben II mit den Ortsteilen Alt-Heidendorf, Neu-Heidendorf und Möwenort / Juwendt: 874


Die Dörfer des Kirchspiels ziehen sich am Großen Friedrichsgraben hin. Schmale Kiesstraßen führen durch die Ortschaften. Dicht am Weg in Möwenort / Juwendt stand die Kirche, sie war die jüngste im Kreis. Mit dem Bau wurde 1929 begonnen und 1931 wurde sie eingeweiht. Ihr schlichtes Weiß spiegelte sich in dem Wasser des Großen Friedrichsgrabens und stand leuchtend im Grün der Haffwiesen. Ein Dachreiter barg die Glocken. Fast hat wirkten die schmalen Fenster. Der Staat hat bei diesem Bau seine Hilfe nicht versagt, denn sonst wäre er für die Kanalgemeinden nicht tragbar gewesen.

Bis zum 1. Weltkrieg verdienten die Einwohner ihren Unterhalt hauptsächlich durch die Flößerei. Einige gingen auch der Kleinfischerei mit Stellnetzen nach. Aber auch etwas Großfischerei mit Keitelkähnen wurde betrieben. In der Landwirtschaft herrschte, des moorigen Bodens wegen, Kartoffelanbau und Wiesenwirtschaft vor.

1927/28 wurde die Nordseite und 11939/41 die Südseite des Friedrichsgrabens im Bereich des Dorfes Haffwerder / Agilla eingedeicht. Die Gemeinde Ludendorff war schon in den Jahren 1924/25 eingedeicht worden, jetzt konnte hier auch Getreide angebaut werden.

Haffwerder / Agilla hatte einen breiten, schönen Sandstrand, der in den Sommermonaten viele Badegäste anlockte. Es war das Bad der Labiauer im Kurischen Haff.

Heidendorf wurde später als die anderen Orte des Kirchspiels besiedelt, denn es war früher ein Moor- und Torfland, das mit Gestrüpp und kleinen Kiefern bewachsen war. Nach der Kultivierung wurde daraus ein reichtragendes Kartoffelland.

Den Verkehr auf dem Wasserwege bewältigten bis 1930 die beiden Dampfer „Lotte“ und „Fina“. Die „Lotte“ fuhr täglich einmal von Labiau durch den Großen Friedrichsgraben nach Gilge und zurück. Ins Große Moosbruch fuhr täglich die „Fina“, der vielen Stationen wegen dauerte die Fahrt nach Labiau zwei Stunden. Später befuhr der Dampfer „Herbert“ diese Strecke, der den beiden anderen Schiffen an Schnelligkeit und auch an Ausstattung überlegen war.

Zu den ältesten Familien der Gemeinde Ludendorff gehörte die Familie Lappöhn. Das schmucke Gasthaus, das von vielen Vereinen besucht wurde, war einst unter Friedrich dem Großen einem Vorfahr der Familie verschrieben worden. Leider ging die Urkunde bei dem Russeneinfall 1914 verloren.



Markthausen / Popelken


26 Gemeinden - Einwohner im Jahr 1939:

Beerendorf / Serpentienen: 95

Berghöfen / Pakalwen mit Ortsteil Bielken: 136

Bienendorf / Bittehnen: 361

Bitterfelde / Bittkallen: 299

Blumenfelde / Florlauken mit den Ortsteilen

                Klein-Blumenfelde / Rudflorlauken, Göbelshof / Rudlauken und

                Krauseneck / Paggarschwinnen: 131

Breitflur / Plattupönen mit Försterei Habichtswalde / Pannaugen: 230

Dachsfelde / Obscherningken: 132

Danielshöfen / Klewienen mit Ortsteil Seegershöfen: 108

Domhardtfelde / Domarthenen mit Ortsteil Kolonie Friedrichswalde: 249

Gutfliess / Escherningken mit Ortsteil

                Schliebenwalde / Schallgirren und den Förstereien

                Gutfließ und Rosenberg: 525

Habichtswalde / Pannaugen: 402

Herzfelde / Lauschen mit Ortsteil Brachhöfen: 138

Hügelort / Kallweningken mit den Ortsteilen Ackerhof / Auxkallen und

                Scharhöfen / Bescharwen: 243

Kalkfelde / Kalkeningken mit den Ortsteilen Gr.- u. Kl. Kalkfelde / Kalkeningken: 121

Klein Baum: 92

Korehlen: 114

Langenheim / Lankeningken: 133

Liebenort / Mehlawischken mit dem Ortsteil Liebenhof / Mehlatal: 333

Markthausen / Popelken mit dem Ortsteil Kl.-Markthausen / Uszkampen: 1.220

Mörnersfelde / Skieslauken mit den Ortsteilen

                Daudertshöfen Lapienen und Hornfelde / Rogainen: 250

Paaringen: 95

Rodenwalde / Ischdaggen: 190

Spannegeln: 214

Wartenburg: 112

Weissenbruch / Wittgirren mit den Ortsteilen

                Budewald / Budwallen, Kreuzberg / Treinlauken und

                Wolfshof / Wilkowischken: 314

Wittenrode / Paschwentschen mit Försterei Heiligenfließ: 129


Dieses Kirchspiel gehörte zu den ältesten unseres Kreises. Zu ihrem Gotteshaus waren einst die Bewohner diesseits der Schwentoje und Laukne in stundenlangen Wanderungen gepilgert um am Gottesdienst teilzunehmen. Die Kirche liegt inmitten des großen Friedhofes, der schon in heidnischer Zeit als Totenruhestätte diente. Die erste Kirche wurde 1640 erbaut, 1687 wurde dann der Kirchturm, der nur ein Dachreiter war, von Sturm zerstört. Er wurde in der gleichen Form wieder errichtet. Die jetzige Kirche  stammt aus den Jahren

1768/69, sie wurde auf der alten Stelle erbaut. Auch sie trug wieder einen Dachreiter, als er aber baufällig wurde, entschloß man sich zum Bau eines massiven Kirchturms. Der 40 m hohe Turm wurde im Jahre 1901 fertig. Die Kirche macht einen schlichten Eindruck und hat einen Kanzelaltar, worauf noch eine Mosesfigur steht, die man vermutlich von dem früheren Altar übernommen hat. Es steht auch noch der Taufengel neben dem Altar. Zu den beiden Seiten des Altars hingen die Gedächtnistafeln mit den Namen der Gefallenen aus den Kriegen 1866, 1870/71 und aus dem 1. Weltkrieg.

Vor dem Altar lag ein alter Grabstein aus Marmor des 1755 verstorbenen Christoph Gruwland, eines Beamten von Mehlauken. In der Amtsstube des Pfarrhauses stand ein alter Rokokostuhl, den der Pfarrer Hahn von seinem Vater geerbt hatte. Auf diesem Stuhl hat König Friedrich Wilhelm III. von Preußen auf seiner Flucht vor Napoleon in Piktupönen eine Nacht verbracht, während die Königin Luise im Pfarrhaus übernachtete. Dies besagte eine lateinische Inschrift auf dem Stuhl. An dieser Kirche amtierte von 1710 bis 1717 ein Pfarrer Beilstein, er war ein Sohn von Ännchen von Tharau.

In den Dörfern des Kirchspiels herrschte der Mittel- und Kleinbesitz vor. Selbstbewusste Bauern, von denen viele als Pferdezüchter einen Namen hatten, saßen auf ihren Höfen.